
Barbara Glück, Direktorin der Gedenkstätte Mauthausen, ist sehr zufrieden, nun mit den Kopien der ITS-Dokumente einschließlich Metadaten arbeiten zu können.
Im Juli 2017 nahm die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Barbara Glück, digitale Auszüge aus dem ITS-Archiv entgegen. Im Gespräch erklärt sie, was diese Dokumente für sie und die Gedenkstätte bedeuten.
Um was für Dokumente handelt es sich bei der Kopie, die ITS-Direktorin, Floriane Hohenberg, Ihnen im Juli überreicht hat?
Zu der digitalen Kopie gehören rund 550.000 Dateien im Zusammenhang mit KZ Mauthausen. Sie enthalten vor allem allgemeine Informationen, Häftlingskarten, individuelle Unterlagen und Akten im Zusammenhang mit War Crimes Investigation, also Ermittlungen zu Kriegsverbrechen.
Wie nutzt die Gedenkstätte die Dateien?
Die Metadaten, die zu den Dokumenten gehören, müssen noch mit einer geeigneten Software auf unsere Bestände abgestimmt werden. Bereits jetzt kann aber eine Auswahl von Besuchern in den Kopien recherchieren, zudem nutzen wir sie für die Bearbeitung von Suchanfragen.
Wie viele Menschen kann das Wissen aus dem ITS-Archiv in Zukunft bei Ihnen erreichen?
Jährlich haben wir rund 250.000 Besucher, auch in unserem Archiv rechnen wir mit steigenden Besucherzahlen, wenn dieses bald in besser erreichbare Räumlichkeiten zieht. Dazu kommen die rund 3.500 Besucher unseres Web-Archivs und jährlich rund 1.000 Suchanfragen, die wir erhalten.
Wie bewerten Sie den Erhalt der Kopien?
Es war unser langgehegter Wunsch, die Dateien zu erhalten. Wir können damit viele Lücken schließen. Zum Beispiel haben wir für unser Gedenkbuch-Projekt zwar aktuell 85.000 Namen ehemaliger Häftlinge, wussten aber bei bestimmten Personen nicht einmal, ob beziehungsweise wann und wo die Nationalsozialisten sie ermordet hatten. Auch liegen uns nun Dokumente in höherer Qualität vor, da die Scans oft besser sind. Nicht zuletzt beschleunigen die ITS-Dokumente unsere Personenrecherchen.
Ein positives Fazit also...
Selbstverständlich bin ich für die Zugänglichmachung dieser Daten für die Forschung und Aufklärung von Schicksalen. Ich begrüße es, dass der ITS sich gewandelt hat und sich nun öffnet. Dazu gehört auch, die Kooperation und Netzwerkarbeit mit den Gedenkstätten voranzutreiben. Unsere Archivarbeit ist schließlich wie ein Puzzle. Fehlende Teile hinzufügen, um Klarheit über die Schicksale der Menschen zu bekommen – das ist doch das Bestreben aller Gedenkstätten.